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INSELWELTEN
BERNSTEIN
Das Gold des Meeres
MAN FINDET IHN VOR ALLEM AN DER OSTSEE, BESONDERS NACH DEN ERSTEN HERBST- STÜRMEN – DEN BERNSTEIN, DER EIGENTLICH KEIN GESTEIN IST, SONDERN GEPRESSTES BAUMHARZ AUS DER URZEIT DER ERDE. VIELE SAGEN IHM BESONDERE KRÄFTE NACH.
Wer im Herbst oder Winter nach Usedom reist, sucht nicht nur die Ruhe, sondern findet womöglich auch einen Schatz. Denn gute Chancen, auf Bernsteine zu stoßen, hat man nach stürmischen Herbst- und Wintertagen. Wenn das Ostseewasser auf ca. 4 °C abkühlt, hat es seine größte Dichte, und im salzigen Wasser wird das fossile Harz sehr leicht, so dass es fast im Wasser schwebt. Angespülte Bernsteine liegen dann meist in größerer Menge zwischen Algen, Muschelschalen oder totem Holz am Strand. Solche optimalen Be- dingungen locken auch andere Strandsucher auf den Plan. Daher sollte man sich früh auf die Suche machen. Als Hilfsmittel eignet sich zum Beispiel eine UV-Taschenlampe. In deren Licht beginnt der Bernstein zu leuchten. Die Strände rund um die Orte Ückeritz, Loddin, Koserow und Zempin gelten als einer der besten Fundorte auf Usedom. Deswe- gen werden sie auch Bernsteinbäder genannt.
VORSICHT, BRANDGEFÄHRLICH
Ganz ungefährlich ist die Bernsteinsuche allerdings nicht, vor allem an den Stränden rund um Usedom ist Vorsicht geboten. Dort mischen sich Phosphor- brocken unter das Strandgut, die dem Bernstein sehr ähnlich sehen und definitiv nicht gesammelt werden dürfen.Weißer Phosphor ist hochgiftig und entzündet sich selbst. Das kann zu schwersten Hautverbrennungen führen.
SO WERTVOLL IST BERNSTEIN
Kaum zu glauben, aber ein Gramm Bernstein kann – je nach tagesaktuellem Kurs – wertvoller sein als ein Gramm Gold. Allerdings ist die Aussage leicht missverständlich, weil wir den Wert von Materialien in erster Linie mit dem Auge nach ihrer Größe ein- schätzen. Da Bernstein eher ein Leichtgewicht ist, wiegt ein großer Stein deutlich weniger als ein gleich großes Goldnugget, das um ein Vielfaches
FOTO: S. MELCHER © PIXABAY
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